Die Geschichte des Schwingens
Wann genau sich der Schwingsport in der Schweiz etabliert hat, ist ungewiss. Doch in einem sind sich die Quellen einig: In der Kathedrale von Lausanne gibt es im Chorgestühl eine Schnitzerei aus dem Jahr 1235 – also noch vor der Gründung der Eidgenossenschaft 1291 – die ein Schwingerpaar in typischer Kampfstellung zeigt.
Ab etwa 1600 lässt sich das Schwingen als Wettkampfform der Alphirtenkultur nachweisen. Zahlreiche behördliche Verbote und Gebote zeugen von jährlichen Treffen an bestimmten Austragungsorten. Das waren meist Alpen auf der sich Vertreter einzelner Orte oder Talschaften gegenüber standen, wobei der Bergschwinget oft mit einer Aelplerchilbi auch Bergdorfet oder „Suufsunntig“ (Saanenland) zusammenfiel.
Besonders zahlreich fanden sich solche Treffpunkte rund um das Haslital, im Entlebuch sowie auf dem Brünig. Oft waren es auch Alpen zwischen den Talschaften wie der Hahnenmoos-Dorfet, der Betelbergdorfet und „Suufsuntiga“ im Saanenland wo geschwungen wurde.
Zu Beginn des 19.Jh., als unser Land unter französischer Herrschaft stand, waren es Berner Persönlichkeiten, die einen Versuch unternahmen, Bräuche und Feste aus dem Alpenraum in breiterem Rahmen bekannt zu machen.
Der Schriftsteller Franz Sigismund Wagner, Amtsschultheiss Niklaus Friedrich von Mülinen, der Maler Franz König und verschiedene andere machten ihren Einfluss geltend, um auf nationaler Ebene das erste grosse Alphirtenfest zu organisieren.
Zu diesen Wettspielen wurden alle Schweizer Bergbewohner und Gäste aus hohen gesellschaftlichen Kreisen eingeladen. Der Anlass wurde im August 1805 auf der Unspunnenwiese nahe Interlaken durchgeführt. Über 3000 Besucher kamen – eine sehr beachtliche Anzahl für diese Zeit – und erfreuten sich an den Darbietungen der Schwinger, Armbrustschützen, Steinstösser, Fahnenschwinger,, Sänger und Alphornbläser.
Es war Wagners und von Mülinens Ansinnen, in jenen Zeiten das Schweizer Volk im Bewusstsein seines kulturellen Erbes zu vereinigen und damit die Verbundenheit zwischen Berg- und Talregionen zu bekunden und neu zu beleben. Das ist ihnen gelungen.
In der Festschrift zum ersten „Unspunnen-Fest von 1805 steht der Spruch:
Der Mann das Schaf gewinnt,
Die Frau die Wolle spinnt,
Die Stümpfe trägt das Kind!
90 Jahre nach dem ersten Unspunnenfest, welches bis heute mehr oder weniger regelmässig alle acht Jahre durchgeführt wird, gründete man 1895 den ESV, den Eidgenössischen Schwinger Verband.
Gegen Ende des 19.Jh. folgen die Gründungen vieler Verbände und Schwingclubs, so:
- 1893 Berner Oberländer Schwingerverband
- 1893 Mittelländischer Schwingerverband
- 1898 Emmentalischer Schwingerverband
- 1899 Oberaargauischer Schwingerverband
- 1900 Schwingclub Saanenland
- 1901 Bernisch-kantonaler Schwingerverband
- 1968 Schwingklub Lenk und Umgebung
- 1990 Schwingklub Boltigen und Umgebung (der jüngste im Oberländer Verband)